» Video-VersionSchlagwörter: Bahnhof Nord, Nordbahnhof, Dr. Hans Hanke, Denkmal, Bahnhof, Abriss, Nordring, Ostring, Justizzentrum, Immobilie
Dauer: 3:51Drehort: MitteSponsor: PIXELHAUS®» Filmübersicht
1874 eröffnet - Dem Bahnhof Nord in Bochum droht der Abriss
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11Was nicht bekannt ist, ist: wann blieb die Uhr stehen? Um 13 Minuten nach 9 ist klar, aber an welchem Tag, in welchem Jahr? Irgendwann schaute man bei der Vorbeifahrt am Bahnhof Nord mal drauf und merkte: da stimmt was nicht.Mittlerweile stimmt hier so einiges nicht, denn der Bahnhof Nord soll ja bekanntermaßen abgerissen werden.
Und derjenige, der das publik gemacht hat, ist der Bochumer Denkmalschützer und Kunsthistoriker Hans Hanke. Der hatte auf seiner Facebook-Seite über das Ansinnen des Besitzers der Brauerei Fiege berichtet.Ein Aufschrei der Empörung durchzog Bochum. Dieses historische Bauwerk abreißen? Ist es denn nicht erhaltenswert?
Dr. Hans H. Hanke, Denkmalspfleger, Historiker und Bochumer Ratsmitglied: „Die Fiege sagen ja gar nicht, dass er nicht erhaltenswert ist, sie sagen ja nur sie sehen keine Chance. Das was ich dabei beklage, ist dass wir überhaupt keine Transparenz haben, warum sie das glauben.“
Die Bochumschau hat in diesem Jahr zwei mal nach einer Drehgenehmigung gefragt, um im Gebäude drehen zu dürfen. Die Antwort war beide Male negativ, so können wir nur von außen reinschauen. Der Zahn der Zeit an manchen Punkten ist ersichtbar.
Das Gebäude wurde im Jahr 1874 erbaut und wer bei YouTube stöbert, stößt dort auf einen Film des Eisenbahnhistorikers Rolf Schlafke mit vielen alten Impressionen des Rheinischen Bahnhofs. So hieß er früher, der Bahnhof Nord. Ein Originalausschnitt aus dem Film von Rolf Schlafke.
Rolf Schlafke: „Hier der letzte Dampflocktyp im Ruhrgebiet. Eine 44er. Stationiert in Gelsenkirchen-Bismarck. Probsteikirche und Brauerei Fiege sind Beobachter dieser Götterdämmerung. Die 44er mit Kohlefeuerung erbrachten eine Leistung von circa 1900 PS“
Früher Personenverkehr, dann Güterabfertigung und im Jahr 1992 die endgültige Stilllegung. Einige Jahre später übernahm die Fiege-Brauerei die Immobilie und jeder dachte, die renovieren und restaurieren, doch stattdessen wollen sie jetzt abreißen. Und jetzt?
Dr. Hans H. Hanke: „Es gibt ja drei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist sie haben Recht. Sie können uns erklären, warum es zwar n’ toller, wichtiger Bahnhof ist, aber in der Substanz so marode ist, dass man ihn nicht mehr halten kann. Zweitens, was ich eher tippe, sie sind schlecht beraten. Sie haben ein Architekturbüro, das mit historischer Bausubstanz sich nicht so auskennt. Oder die dritte Möglichkeit es gibt hier ein Projekt, aber das hat Fiege grad verlautbaren lassen, es gäbe keine zukünftige Planung, es gibt hier doch ein Projekt, das vielleicht hier einen Neubau entstehen lassen will, der sehr rentabel ist.“
Ein Neubau der rentabel ist, weil er, so eine These, eine Gastronomie beherbergen wird, um die neuen Nachbarn im Gerichtsgebäude zu verköstigen. Und dafür den Bahnhof Nord, der über 100 Jahre einer der zentralen Orte Bochums war abreißen? Was kann man dagegen noch tun?
Dr. Hans H. Hanke: „Es gäbe durchaus eine Möglichkeit aus denkbar rechtlicher Sicht einen Abriss zu stoppen.“
Es ist an der Zeit Fakten zu präsentieren. Warum sollte dieses Bauwerk eher Ruine als Denkmal sein? In anderen Großstädten wird alte Bausubstanz ehrenhaft erhalten. Ideen und Investoren gibt es dort reichlich, warum geht so etwas nicht in Bochum? Der Stadt, die nun wirklich nicht mehr allzu viel historische Bausubstanz ihr eigen nennt.