Die Flötenbauerin

Es ist ein seltenes Handwerk, das nur noch ganz wenige Menschen beherrschen: die Kunst des Blockflötenbaus. Die Massenware wird industriell gefertigt, das hochwertige Einzelstück aber manuell. Zwei alte Traditionshäuser gibt es noch in Deutschland und dazu elf selbständige Flötenbauer. Das ist die überschaubare Gesamtbilanz für Deutschland. Und wie es der Zufall so will, lebt und arbeitet eine Holzblasinstrumentenmacherin in Bochum.


Traditioneller Blockflötenbau bei Flötenbauerin Doris Kulossa

Traditioneller Blockflötenbau bei Flötenbauerin Doris Kulossa Das sieht schon gut aus, so eine Reihe von Nagelneuen Musikinstrumenten (teilweise schon geölt und poliert) in Hab-Acht-Stellung, wartend auf Luftzufuhr, auf Töne, auf Klang und Musik. Eine Sammlung von fast fertigen Blockflöten in der Werkstatt von Doris Kulossa Delfino. Alles Handarbeit, alles selbst gemacht, aus der Hand er Meisterin. Wir sehen hier hochwertige Musikinstrumente; Ein deutlicher Gegensatz zur Masse von Blockflöten, die als Muss-Instrument an den Schulen verwendet werden. Ein Fehler, sagt Kulossa Delfino; Die Blockflöte sei viel zu komplex und zu schwierig zu spielen, deshalb sei ein Orchester von dreißig jungen Schülern an der Flöte auch kein Ohrenschmaus.

Traditioneller Blockflötenbau bei Flötenbauerin Doris Kulossa „Ich find es eigentlich schade, dass die Flöte auf ein Anfängerinstrument reduziert wird, von fast allen Menschen in unserem Land. In Taiwan ist es zum Beispiel etwas ganz Anderes; Da ist es etwas ganz tolles, Blockflöte zu spielen. In Frankreich ist zum Beispiel auch völlig normal, dass ganz viele Männer Blockflöte spielen, was bei uns ja eher… Blockflöte ist ja ein Mädcheninstrument und Kinderinstrument, wird ja immer ganz abgewertet.“ Doris Kulossa, Holzblasintrumentenmacherin

Und damit soll dieses Thema auch beendet sein und wir wenden uns der hohen Baukunst zu. Die Flöte war in ihrem ersten Leben ein Stück Baum; Eine Birne, Kirsche oder ein Ahorn. Aus dem Baum wurde nach zehn bis dreißig Jahren trocknen ein Kantholz und damit das Rohmaterial zum Drechseln und Schnitzen. Normalerweise besteht eine Flöte aus Kopf-, Mittel- und Fußstück. Da wird ge- und bearbeitet und dann wieder ruhen gelassen. So zieht sich der Bau einer Flöte über Monate. Und am Ende stellt sich dann die Frage: Ist es mehr Kunst oder mehr Handwerk?

Traditioneller Blockflötenbau bei Flötenbauerin Doris Kulossa „Es ist beides. Ich würd mal sagen Halbe-Halbe, weil… Die eine Seite ist, dass ich dieses Rohr erstmal herstellen muss, und was hier oben passiert, auch Stimmungsmäßig, das ist alles sehr musikalisch. Dafür muss man sehr, sehr gute Ohren haben, man muss eine sehr genaue Klangästhetik, also Klangvorstellung, ne eigene Klangvorstellung haben, und das ist dann der künstlerische Aspekt. Also es ist wirklich ein künstlerisches Handwerk.“ Doris Kulossa, Holzblasintrumentenmacherin

Mit achtzehn Jahren kam Doris Kulossa Delfino eher zufällig zum Flötenbau. Ein handwerklicher Ferienkurs war die Initialzündung, dann machte sie eine Ausbildung zur Holzblasinstrumentenmacherin. Heute ist ihre Handwerkskunst zum Markenzeichen geworden:

„Gerade neulich hat mir wieder eine Kundin gesagt: ‚Ach, das ist der richtige Kulossa-Klang, das hört man schon.’ Es ist schon so, dass das auch nen Wiedererkennungswert hat.“ Doris Kulossa, Holzblasintrumentenmacherin

Wie bekommt man nun den Kulossa-Klang in die Flöte? Ein ganz besonders wichtiger Punkt befindet sich da im Kopfstück. Hier wird gerade das Lavium geschnitzt, die an der Klangöffnung befindliche schräge Fläche. Ein ganz wichtiger Ort für Ton und Seele, da geht es um Erfahrung und viel Gefühl.

Traditioneller Blockflötenbau bei Flötenbauerin Doris Kulossa „Ich glaub erklären kann man das nicht so genau, es handelt sich dabei um hundertstel Millimeter die man da vom Holz wegnimmt. Ich mach das so, dass ich in die Flöte hinein blase und spüre, was ich machen muss, also, mein Finger weiß dann schon immer, was er machen muss, damit der Klang so richtig wunderbar wird am Ende. Das ist jetzt nicht, dass ich meine Seele in die Flöte tue, sondern dass die Flöte ihre Seele bekommt, also ihren persönlichen richtig schönen Klang.“ Doris Kulossa, Holzblasintrumentenmacherin

Am Ende gibt es dann eine Kostprobe. Man sagt der typische Kulossa-Klang sei sehr dynamisch und werde bei kräftigem Spielen nicht höher, sondern lauter. Ob das stimmt, müssen Sie jetzt selbst herausfinden.


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