» Video-VersionSchlagwörter: Justizzentrum, Amtsgericht, Landgericht, Ostring, Oliver Hoffmann
Dauer: 5:14Drehort: MitteSponsor: Fliegender Kameramann» Filmübersicht
Neues Justizzentrum Bochum mit Landgericht und Amtsgericht
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Und dabei sieht es noch sehr gut aus. Brauner Muschelkalk an einer repräsentativen Fassade, die Einbindung des alten Gymnasiums am Ostring, und dahinter moderne Architektur auf 43.000 m². Im Jahr 2017 wurde das Gebäude bezogen, seitdem wir hier Recht gesprochen.
Aber einfach mal so reingehen, dass geht nicht. Jedenfalls nur bis zu den Sicherheitsschleusen im Eingangsbereich. Da empfängt uns Oliver Hoffmann, der Direktor des Bochumer Amtsgerichtes.
Oliver Hoffmann, Direktor Amtsgericht Bochum: „Wir sind eigentlich eine öffentliche Angelegenheit Justiz, aber aus Sicherheitsgründen müssen wir uns ganz schön sichern, das sieht man da. Unsere Schleusen, jeder wird durchsucht, ganz ähnlich wie am Flughafen, die Situation kennen die meisten Leute. Und wenn man dann das Gebäude betritt landet man hier in unserem Foyer. Dieses Foyer ist sozusagen das Prunkstück, hier befinden sich sämtliche Sitzungssäle, insgesamt 41 Stück, und die werden von den drei hier angesiedelten Gerichten gemeinsam genutzt, das Landgericht, das Amtsgericht und das Arbeitsgericht. Und zusätzlich sind ja hier im Justizzentrum Bochum noch die Staatsanwaltschaft und der sogenannte ambulante soziale Dienst untergebracht, früher Bewährungshilfe genannt.“
Darf man hier von einem freundlichen Empfang sprechen? Es herrscht jedenfalls keine gedrückte Stimmung, wie bei alten Gerichtsgebäuden aus der Kaiserzeit, wo Justitia noch vom hohen Sockel grüßt. Ein Rundgang durch das Haus und Bereiche, die sonst nicht für Jedermann geöffnet sind. Und der beginnt mit Zahlen, die belegen, was hier so eigentlich Tag für Tag so alles los ist.
Oliver Hoffmann, Direktor Amtsgericht Bochum: „Wir haben hier bis zu 1.500 Menschen an Publikum jeden Tag, die hier rein uns raus gehen. Das sind Zeugen, Parteien, Antragssteller, gerade beim Amtsgericht. Wir haben etwa 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das muss organisiert sein, will organisiert sein.“
Eine eingeworfene Frage des juristisch Unbedarftem: „Wem gehört das eigentlich alles hier?“
Oliver Hoffmann, Direktor Amtsgericht Bochum: „Das gehört dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, sprich dem Land, also dem Steuerzahler. Hausherr ist der Präsident des Landgerichts Herr Mues.“
Ein Blick hinaus in den beachtlichen Innenhof. Hier gibt es also auch keine Büros nach hinten raus, sondern überall nur Zimmer mit Aussicht. Ein paar Glückliche dürfen auch einmal die Augen schließen und einen Hauch von Hopfen und Malz erahnen. Der direkte Nachbar, die Fiege-Brauerei lässt grüßen.
Von Hellem und Tageslicht geht es hinunter in den Kerker, was natürlich jetzt Quatsch ist, aber es gibt einen richtigen Vollzugsbereich, in dem die Untersuchungshäftlinge aufbewahrt werden bevor es dann zum Prozess geht.
Oliver Hoffmann, Direktor Amtsgericht Bochum: „Wir sind hier im sogenannten Vorführgewahrsam. Hier befinden sich 25 Zellen, wo Gefangene eingeliefert werden morgens und am Abend wieder abgeholt werden. Das sind insbesondere solche, die hier Verhandlungen haben, aber auch zum Beispiel Zeugen, die inhaftiert sind, die müssen ja sicher aufbewahrt werden, während ihres Aufenthaltes hier. Und dafür ist dieser Bereich hier da.“
Wir gehen den Weg des Angeklagten und stellen erst einmal fest, er ist lang. Das war sicherlich keine Absicht um einzuschüchtern, aber es wirkt. Selbst auf engem Raum gilt höchste Sicherheit. Im Aufzug trennt eine Sicherheitsscheibe Häftling und Beamten. Dann der Eintritt in den Gerichtssaal. Gut 130 Richter arbeiten hier am Land-, Amts- und Arbeitsgericht. Und wenn die Presse über ihre Arbeit berichtet, geht es meist um einen sehr speziellen Bereich.
Oliver Hoffmann, Direktor Amtsgericht Bochum: „Also in Strafsachen zum Beispiel sind wir sehr geprägt davon, dass die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität hier angesiedelt ist. Dadurch haben wir einen besonderen Schwerpunkt auf Wirtschaftsstrafsachen, die hier sehr häufig und auch mit großer Öffentlichwirksamkeit verhandelt werden.“
Ein Blick in den großen Schwurgerichtssaal, wo gerade eine Verhandlungspause ist. Die Roben locker über den Stuhl gehängt und die Strafgesetzbücher griffbereit auf dem Tisch. Es ist nicht immer nur romantisch hier zu arbeiten, und es ist nicht immer leicht Recht zu sprechen, denn es geht am Ende nicht nur um Paragraphen, sondern vor allem um Menschen.
Oliver Hoffmann, Direktor Amtsgericht Bochum: „Das haben wir ja alle nicht gelernt, wir haben Jura studiert und dann wird man in so eine kommunikativ schwierige Situation hineingeworfen, das muss man lernen, das kann ganz schön aufreibend und ganz schön belastend sein, gerade in den ersten paar Jahren.“
Es ist also ein sehr emotionales Gebäude, das neue Justizzentrum in Bochum. Egal auf welcher Seite man steht.
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