» Video-VersionSchlagwörter: Krematorium, Hauptfriedhof, Friedhof, Freigrafendamm, Udo Kube, Urne, Gräber
Dauer: 4:19Drehort: AltenbochumSponsor: Fliegender Kameramann» Filmübersicht
Das Krematorium am Hauptfriedhof in Bochum
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Das passt ja auch gut ins Ruhrgebiet, denn der Begriff Kolumbarium kommt aus dem lateinischen und heißt ursprünglich übersetzt „Taubenschlag“, steht allerdings für altrömische Grabkammern mit reihenweise übereinander angebrachten Nischen zur Aufnahme von Urnen. So wie hier am Hauptfriedhof, und es werden immer mehr.
Udo Kube, Technischer Betrieb Stadt Bochum: „Das Bestattungsverhalten hat sich maßgeblich verändert, ursprünglich waren es hauptsächlich Särge. Es war die Ausnahme, dass einmal ein Sarg kremiert wurde. Die Kirchen habe ja auch lange Probleme gehabt, überhaupt die Kremierungen zuzulassen, heute ist das aber akzeptiert. Dadurch ist der Anteil der Kremierungen gegenüber den Sargbeisetzungen sehr deutlich angestiegen, ich würde schätzen, dass wir heute bei 60 - 70 % Urnenbeisetzungen und den Rest Sargbeisetzungen sind.“
In die Grabfächer kommen die Urnen, in die Urne kommt die Asche, und dieser Schornstein im rückwärtigen Bereich der großen Trauerhalle zeigt, wo die Asche herkommt, aus dem Krematorium.
Ein besonderer Ort mit einer besonderen Stimmung, und viel Betrieb. Hier werden rund 4.000 Bochumerinnen und Bochumer pro Jahr kremiert, der Fachbegriff für die Verbrennung im Krematorium.
Es gibt einen großen Kühlraum, eine Art Lagerhalle vor dem letzten Gang. Die flachen Särge stammen übrigens von den Körperspendern, die ihren Leichnam der medizinischen Abteilung zu Forschungs- und Lehrzwecken vermacht haben.
Die Särge werden hier mehrfach beschriftet und es wird alles genaustens dokumentiert.
Udo Kube, Technischer Betrieb Stadt Bochum: „Der Sarg wird eingeliefert und der Verstorbene wird noch einmal amtsärztlich untersucht. Schon in der Verwaltung mit der Anmeldung des Verstorbenen, dass er bei uns kremiert werden soll, wird eine Kremierungsnummer oder Einäscherungsnummer vergeben. Diese ist fortlaufend, einmalig und wird einem Verstorbenen zugeordnet und läuft durch den gesamten Vorgang mit. Dann wird vor der Kremierung ein Schamottstein, in dem die Nummer eingraviert ist, mit auf den Sarg gelegt. Dann wird der Sarg in den Ofenraum, in den Einführraum geholt. Dort wird der Sarg dann in den Ofen eingeführt, dort herrschen Temperaturen zwischen 700 und 900° C und es dauert je nach Person, die verstorben ist und Sargbeschaffenheit, zwischen einer Stunde und etwas mehr wie einer Stunde. Wenn dann der Verbrennungsvorgang abgeschlossen ist wird die Asche raus gezogen, und sie sehen dann darin auch wieder den Schamottstein. Und damit ist schon wieder gewährleistet, um welchen Verstorbenen es sich dabei handelt.“
Der Rest der Verbrennung wird noch von festen Bestandteilen, wie künstlichen Gelenken, getrennt und kleingemalen bevor es in die Aschekapsel geht, und nach der Trauerfeier und Beerdigung in die Grabkammer. Wenn sich also mittlerweile die Mehrzahl aller Verstorbenen verbrennen lässt, wird der klassische Friedhof in Zukunft eine ganz neue Form erhalten.
Udo Kube, Technischer Betrieb Stadt Bochum: „Die Friedhöfe wurden natürlich vor 30 - 40 Jahren ganz anders geplant, weil der Anteil der Urnenbeisetzungen deutlich geringer war als der der Sargbeisetzungen. Weshalb wir heute das Problem haben, dass wir sehr viele Überhangflächen an Friedhofsflächen haben, die wir eigentlich für den Bestattungsbetrieb nicht mehr benötigen.“
Auch wenn ein Grabstein natürlich eine andere Ausstrahlung besitzt, auch auf den Grabplatten ist ein wenig individuelle Gestaltung möglich. Von klassischen Motiven bis hin zu persönlichen Vorlieben, auch das hat sich geändert. Ein Begräbniskultur im Wandel der Zeit.