» Video-VersionSchlagwörter: Wärterhäuschen, Rechener Park, Park, Königsallee, Dietmar Bleidick, Barbara Gottschlich, Martin Beilmann, Immobilie
Dauer: 5:01Drehort: WiemelhausenSponsor: Fliegender Kameramann» Filmübersicht
Abriss des alten Wärterhäuschens am Rechener Park in Bochum-Ehrenfeld
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22Es gibt Dinge, die gibt es schon so lange, dass man sie gar nicht mehr sieht. Ob schön oder hässlich, man schaut einfach drüber weg. Auch wenn irgendwelche Sprayer anscheinend ein mal zu viel Farbe besaßen und dieses Gebäude hier großzügig bedachten.
Dieses Gebäude hier liegt an der Königsallee, direkt gegenüber der Graf-Engelbert-Schule und wurde wahrscheinlich zwischen 1906 und 1908 errichtet. Da nach 110 Jahren so langsam die Zeitzeugen ausgehen, muss man schon einen Historiker fragen was das hier eigentlich für ein Gebäude ist oder besser noch… war.
Dr. Dietmar Bleidick, Bochumer Historiker: „Das Gebäude war ursprünglich ein Straßenbahnhaltestellen-Gebäude, wahrscheinlich ursprünglich sogar ein Parkwärterhaus, als das wurde es ja in der Zeit bis in die 80er Jahre auch noch genutzt, zwischendurch war es eine Trinkhalle.“
Ein Blick auf das historische Foto zeigt, das hässliche Entlein war einmal ein stolzer Schwan. Als Wärterhäuschen und oder Straßenbahnhaltestelle zum Rechener Park. Die Trinkhalle kam wohl erst später nach dem Wiederaufbau, nach dem zweiten Weltkrieg. Doch zurück zum hässlichen Entlein.
Ein Mitarbeiter der Stadt Bochum, dem Besitzer des Gebäudes, schließt uns die Tür auf. Einmal die Füße anheben bitte, damit man nicht auf das Skelett einer Ratte tritt. Gemütlich wäre hier das falsche Wort.
Vor ungefähr 30 Jahren wurde das Häuschen noch als Aufenthaltsraum von städtischen Gartenbaumitarbeitern genutzt. Auf dem Titelblatt einer herumliegenden Zeitung sehen wir einen Bericht über Boris Becker als Spieler. Und ebenso wie Boris Becker scheint auch dieses Gebäude hier seine beste Zeit schon hinter sich zu haben.
Dr. Dietmar Bleidick: „Die Bestandsaufnahme ist dahingehend erschreckend, dass das Gebäude eben abgerissen werden soll, aber das ist auch nichts Neues. Das Gebäude ist in relativ desolatem Zustand, nach 30 Jahren Leerstand wohl nicht verwunderlich und man müsste einfach mal schauen was man in welcher Form hier bewegen könnte.“
Um mehr über das Schicksal eines der ältesten Gebäude in Ehrenfeld zu erfahren, muss man zum Bochumer Rathaus fahren. Dort hört man allerdings wenig erbauliches.
Barbara Gottschlich, Pressesprecherin Stadt Bochum: „Der Zustand ist in der Tat nicht schön, also das sieht man ja, dass überall Graffity ist, es ist aber auch baulich kein guter Zustand mehr, das ist ja in einer Schlichtbauweise erst wieder errichtet worden und auch anders, als es vorher war, das sieht man außen. Es ist gerade mal so in einem Zustand, wir halten es so eben verkehrssicher, aber mehr ist es nicht.“
Wenn es noch so aussehen würde, würde es wohl niemand abreißen wollen, aber es sieht halt außen so aus und innen noch viel schlechter.
Barbara Gottschlich: „Eine Nutzung ist nicht mehr absehbar, die auch genehmigungsfähig wäre und deswegen warten wir eigentlich darauf, dass wir Mittel bekommen, dass wir das abbrechen können.“
Neben Dietmar Bleidick interessiert sich mit dem Architekten Martin Beilmann noch ein zweiter Ehrenfelder für dieses Gebäude. Der sieht den baulichen Zustand des Wärterhäuschens noch ein wenig anders als die Stadt, die von Gefahren für die Gesundheit spricht.
Martin Beilmann, Architekt: „Was da drin ist, das ist in einer Ecke, wo das Erdreich ansteht, gegen die Wand, das sind natürlich immer gefährdete Bereiche. Da kommt dann feuchte Luft von innen hinzu und dann bildet sich da der Schimmel. Das ist zweifellos richtig, aber das ist jetzt nicht in dem Maße der Fall, also dass man da jetzt gravierende Ängste haben müsste oder so, also wirklich nicht. Das ist eine Fläche und das ist jetzt nicht irgendwie, das ist kein Haus-Schwamm, das ist nichts in der Richtung was wirklich gravierend ist, also das ist handhabbar.“
Auch Martin Beilmann schaut sich die gegenwärtige Bauruine etwas genauer an. Was würde es grob kosten dieses Gebäude mit großer Vergangenheit und derzeit ohne Zukunft zu retten?
Martin Beilmann: „Wie es jetzt ausschaut erfordert das ganze überschlägig im ersten Moment jetzt gesehen, schon eine Investition die ich so mit 20000 Euro jetzt ganz ganz überschlägig ansetzen würde.“
Ein Abriss würde wahrscheinlich ungefähr das gleiche kosten, doch was würde man mit dem Gebäude überhaupt anstellen, wenn es denn erhalten bliebe? Es gab da eigentlich schon mal eine gute Idee.
Martin Beilmann: „Wir hatten vor zwei Jahren mal die Planung, dass wir hier oben einen Biergarten hin machen wollten. Dann wäre das eine wunderbare kleine Lokalität gewesen, um für diesen Biergarten die Getränke zur Verfügung zu stellen. Das ist dann am Widerwillen der Anwohner gescheitert. Dass auch die Stadt, die sehr willig war, das hat dann zu Grabe tragen müssen.“
Unwillige Nachbarn, keine Parkplätze, kein Geld. Insofern müsste schon ein kleines Wunder geschehen, damit das alte Wärterhäuschen am Rechener Park nicht bald Geschichte ist.