Lacky

Es gibt ja diese Orte oder Gegenstände, die nimmt man schon gar nicht mehr so richtig wahr, weil sie halt immer schon da waren. Es sei denn, sie sind irgendwann einmal weg. Das droht jetzt dem Schneidermeister Lacky. Den gibt es seit 33 Jahren an der Ecke Castroper Straße/ Innenstadt-Ring. Jeder kennt diesen Laden, doch bald gibt es ihn nicht mehr. Das Gebäude hat einen neuen Besitzer und der hat andere Pläne, als das Geschäftslokal an eine kleine Schneiderei zu vermieten. Ein Stück Bochumer Schneidertradition verabschiedet sich.


Schneidermeister Lacky, ein Stück Bochumer Schneidertradition

Schneidermeister LackyHinter einer dicken Glasscheibe sitzt der Schneidermeister Lacky: Die Scheibe muss auch dick sein, denn Lacky sitzt mitten im Bochumer Innenstadtverkehr. Oben fährt die Bahn und vorne die Autos. Dazwischen werden seit Jahr und Tag Dienstleistungen mit Nadel und Faden feil geboten. Hier hat Handwerk noch Tradition und einen kleinen Preis, denn diese Änderungsschneiderei ist ein Ein-Mann-Betrieb mit einer erstaunlich langen Geschichte.

Lacky Panagiotidis, Schneider: "Die Leute kennen mich seit 33 Jahren als Lacky. Ich bin der Lacky. Schneidermeister, Lacky."

Schneidermeister LackySchneidermeister Lacky Panagiotidis, alte Fotos zeigen einen jungen Mann inmitten seiner Schätze. Bunte Farben, bunte Fäden, das Handwerkszeug. Lacky ist mittlerweile 58 Jahre. Er stammt aus den Norden Griechenlands, aus Makedonien. An seine Heimat erinnern aber nur noch aber nur noch ein paar vergilbte Urlaubskataloge. Die meiste Zeit seines Lebens hat er in Deutschland verbracht, gelernt hat er allerdings noch in Griechenland.

Lacky Panagiotidis, Schneider: "Der eine wurde Schneider und der andere Schmied und der andere Schuster und der andere was weiß ich nicht alles… Und mit neun haben wir angefangen und mit 14 waren wir dann fertig."

Mit 14 ausgelernt und erwachsen, denn Lackys Eltern waren schon in Deutschland, hatten in einer Wurstfabrik in Herten Arbeit gefunden. Und Lacky, der folgte ihnen nun. Eigentlich nur zu Besuch ins ferne Deutschland.

Schneidermeister LackyLacky Panagiotidis, Schneider: "Dann hieß es von meiner Mutter: «Lacky bleib doch noch eine Woche, bleib noch eine Woche…» und ich bin heute noch da"

Sein Laden hat einen ganz persönlichen Charme. Die Umkleidekabine ist mit alten Katalogbildern dekoriert. Der Laden selbst: ein geordnetes Chaos. An der Wand hängen Zeitungsausschnitte – nein: falsch - das sind Abnäher. Der Schatz des Hauses: eine alte Nähmaschine aus dem Hause Pfaff.

Lacky Panagiotidis, Schneider: "Damals war noch auf der Herner Straße die Pfaff-Werkstatt, die das verkauft hat. Von dort habe ich mir die auch gekauft."

Es ist nicht zwingend ein Promischneider, dieser Lacky. Zu ihm kommen normale Leute, Stammkundschaft aus der Ecke, meistens fußläufig und die Auftragsbücher waren schon mal voller als die Ecke, die noch Schwanenmarkt hieß, und eine gute Adresse war.

Schneidermeister LackyLacky Panagiotidis, Schneider: "Die Ecke ist kaputt seitdem die S-Bahn fährt. Früher waren Bus und Straßenbahn eine Haltestelle weiter vorne und eine hier zwischen den zwei Krakenhäusern Elisabeth und Augusta. Na ja und auf jeden Fall keine Laufkundschaft, nur Stammkundschaft und die werden auch weniger. Die Älteren sterben, viele ziehen um."

Das droht jetzt auch dem Lacky. Denn sein kleiner Laden hat einen neuen Besitzer und der will neben der neuen Bar etwas anderes als diese kleine Schneiderei haben. Der Schneidermeister Lacky muss umziehen. Nach 33 Jahren. Er sucht schon ein neues Ladenlokal und es darf auch durchaus etwas ruhiger liegen.

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