» Video-VersionSchlagwörter: VBW Bochum, Wohnsiedlung, Dahlhauser Heide, Route der Wohnkultur, Bergbausiedlung, Beamtenplatz, Kappskolonie, Sonja Mertins, Anneliese Baranski, Marga Serwatka, Renate Jung, Zeche Hannover
Dauer: 5:11Drehort: HordelSponsor: VBW BAUEN UND WOHNEN GMBH» Filmübersicht
Beamtenplatz in der Bergmannssiedlung Dahlhauser Heide (Kappskolonie)
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Und so gibt es hier einige Bewohner, die schon ihr ganzes Leben lang hier wohnen. Und wir reden dabei über 40, 50 oder 60 Jahre. Die Alteingesessenen trifft man auf dem so genannten Beamtenplatz im Seniorentreff. Dort weht nicht nur der Duft von selbstgemachtem Kuchen durch die Ritzen sondern auch der Gesang der Hordeler Damen.
Hordeler Damen: „Das ist der Wind, Wind, Wind, der Hordeler Wind, der wird noch wehen, wenn wir längst nicht mehr sind.“
Sonja Mertins, ihr Mann arbeitete auf der Zeche Hannover: „Es ist ein Dorf, es ist in der Stadt Bochum ein Dorf, das Dorf Hordel, das ist es, es ist ein Dorf.“
15:30 Uhr im Dorf namens Hordel steht der Rhabarberkuchen auf dem Tisch und die Zechenbilder hängen an der Wand. Die rüstigen Damen haben alte Fotos mitgebracht. So sah es früher hier einmal aus, zu den Zeiten, als der Bergbau noch Leben und Arbeit prägte.
Anneliese Baranski, wohnt seit 55 Jahren in der Siedlung Dahlhauer Heide: „Wir haben früher auffe Treppe draußen gesessen. Wenn die Kinder dann im Bett haben, ham wir draußen auffer Straße gesessen, einer hatte ne Quetsche, die anderen haben gesungen, näh also, es waren…, oder morgens zum Beispiel, wenn die Männer Frühschicht hatten, dann wanderte ein Kumpel nach dem anderen aus der Haustür, das ging unten los, und dann nahm ein Kumpel den anderen mit, also, das war schon richtig schön gewesen.“
Als die Zeche Hannover noch in vollem Saft stand, der Malakow-Turm steht noch in Sichtweite. Hannover und Hannibal, das waren die Zechen, wo die Bewohner der Dahlhauser Heide in Lohn und Brot standen. Wenn die Kokerei der zeche Hannover nicht immer ihren grauen Russ verteilt hätte, hätte das Dorf Hordel mit Sicherheit sehr ländlich gewirkt. Die Bergleute hatten kleine Häuschen mit Garten. Und wer ein bisschen mehr verdiente und keinen eigenen Garten benötigte, der wohnte auf dem sogenannten Beamtenplatz im Zentrum. Hier wohnten die besseren, vornehmeren Leute.
Marga Serwatka, kam mit zwei Jahren nach Hordel: „Meine Mutter hat immer gesagt ‚Geht da bloß nicht hin auf den Platz, da wohnen alles reichere Leute, die machen Theater wenn ihr da rumtobt.’ Als kleines Kind, nä, dann haben wir diesen Platz als Kinder mehr gemieden.“
Und heute wohnen sie hier. Auf dem Beamtenplatz findet man heute viele Seniorenwohnungen. Die werden von der VBW verwaltet und beheimaten viele Mieterinnen mit einer klassischen Bergbaubiografie.
Anneliese Baranski: „Dann starb mein Mann, die Kinder gingen alle aus dem Haus, dann stand ich alleine dar, aber das wollte ich nicht und bin zur VBW. Ich habe versucht hier rein zu kommen, ja, und jetzt wohne ich hier mitten aufm Platz, hab alles im Griff.“
Aus dem Beamtenplatz wurde also der Bergmannswitwenplatz. Hier gibt es aber regelmäßig Herrenbesuch, von Günther Komnick und seinen reifen Früchtchen, Obst und Gemüse on Tour. Vom Staubsaugerbeutel bis zur Wochenzeitung, seit dem es den Konsum nicht mehr gibt ist der fahrbare Supermarkt der Alleinversorger. Und wie sich das in Hordel gehört kommt Günther Komnick schon etwas länger hier vorbei.
Renate Jung, wurde 1944 als Hausgeburt in der Dahlhauser Heide geboren: „Der kommt schon seit 50 Jahren. Der hatte jetzt Geburtstag und ist jetzt 66. Der ist mit 16 angefangen bei einem Holländer aus Wattenscheid, hat da seine Lehre gemacht und seit dem kurvt er hier in Hordel rum.“
Und wer nicht mehr die richtig guten Beine besitzt, der muss nur das Fenster öffnen, Home-Shopping in Hordel. Günther Komnick ist einer von diesen Menschen, die das Herz am richtigen Fleck tragen. Da ist kein Weg zu den alten Stammkundinnen zu weit, Bestellungen am Fenster, Ausführung sofort.
Ja, vielleicht hätte er mal eine ordentlich Prise genommen, von dem geheimnisvollen, oft besungenen Hordeler Wind.
Hordeler Damen: „Der Hordeler Wind, der wird noch wehen, wenn wir längst nicht mehr sind.“
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