» Video-VersionSchlagwörter: Kulturhauptstadt, RUHR.2010, Schachtzeichen, Still-Leben
Dauer: 13:22Drehort: MitteSponsor: Sparkasse Bochum» Filmübersicht
Bochum 2010 - Der Film - Höhepunkte aus der Kulturhauptstadt
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Hier zeigt sich die Vielfalt des Kulturhauptstadtjahres. Beispiel Hochkultur: Die Ruhrtriennale, sie ist kein reines 2010 Geschöpf, es gab sie schon davor und es wird sie auch danach geben. Aber wie so vieles im Ruhrgebiet in diesem Kulturhauptstadtjahr wurde sie besonders beachtet.
Willy Decker, Intendant Ruhrtriennale: „Es gibt mehr Augen die hierher blicken und insofern denke ich, dass auch die Ruhrtriennale eine größere, stärkere Aufmerksamkeit erfährt.“
Ob nun großes Schauspiel oder kleine Darbietungen, das Ruhrgebiet glänzt im Kulturhauptstadtjahr durch zwei herausragende Eigenschaften, durch alte Industriebauten und seine Menschen, die Ruhrgebietsbewohner.
Maren Eggert, Schauspielerin Ruhrtriennale: „Man freut sich als Künstler hier auftreten zu dürfen und ich finde immer im Ruhrgebiet das Publikum sehr begeisterungsfähig, freundlich und herzlich.“
Die Jahrhunderthalle und das nächste Highlight: „Urbanatix“, eine Mischung aus Jugendkultur und Artistik, ein ganz neues Show-Format, Street-Artistik-Nachwuchs gemischt mit internationalen Profi-Artisten.
Urbanatix, ein einzigartiges Kulturhauptstadt-Projekt „Made in Bochum“.
Christian Eggert, Initiator „Urbanatix“: „Wir entdecken Street-Artisten, wir erleben mit denen eine Zeit des Trainings. Wir haben die Marienkirche als Trainingsort, wir sind da sehr aktiv zusammen, entwickeln Musik- und Bildkonzepte und bewegen dann was in Richtung Show, die die Menschen sehen können und noch darüber hinaus ist halt die Vision da, aus Urbanatix eine Artisten-Schule wachsen zu lassen.“
Auf zum nächsten Highlight, das Melez-Festival der Kulturen war aus Achse. Ein außergewöhnlicher Zug fuhr kreuz und quer durch das Ruhrgebiet. Wer den Zwischenstopp in Bochum nutzte, konnte a) mitfahren oder b) einen Blick in die Abteile werfen, wo das Melez-Festival einen bunten Eindruck hinterlassen hatte. Und kulturell vielfältig, und da sind wir bei einen der Hauptthemen des Kulturhauptstadtjahres, „Herkunft, Wurzeln, Migration“.
Es gab viele Ausstellungen in diesem Jahr, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben. In der Kunstsammlung der Ruhruniversität Bochum gab es ein besonderes Beispiel. „New Pott“, ein Fotografie-Projekt von Mischa Kuball. Der hat 100 Menschen aus 100 verschiedenen Ländern besucht, ihre Gemeinsamkeit, sie wohnen alle in Ruhrgebiet. Der Künstler schenkte ihnen eine Lampe, ein Licht und bekam dafür ihre Geschichte. 100 Lichter, 100 Gesichter von Ruhrgebietsbewohner des 21. Jahrhunderts.
Aridasa Kandege, Sri Lanka: "Ich hab mal angefangen in München, Berlin, Hamburg, gesamt Deutschland. Aber Wohlgefühle habe ich nur im Ruhrgebiet gehabt. Deswegen bin ich ein Ruhrgebietler geworden."
„Heute Abend, hier und jetzt, könnt ihr hören, was unsere Träume sind, wo wir her kommen und wer wir sind, was wir können und was nicht.“
Noch ein Immigrationsprojekt, „Next Generation“ im Bochumer Schauspielhaus. Da erzählen Jugendliche aus Duisburg-Marxloh, Essen-Altendorf aus der Bochumer Hustadt, wie es denn so aussieht in ihrem Leben und in ihrer Inneren.
Hasan Omayrad, Next Generation: „Also, ich meine: Ich erzähl darüber, dass ich hier in Deutschland geboren bin, ich sehe mich auch als Deutscher, ich habe Deutschland nie wirklich verlassen; Ich habe halt nur ein Problem mit meinem Pass: Ich habe so eine Duldung. Und mit der Duldung ist mein Aufenthalt auf das Land Nordrhein-Westfalen beschränkt. Das heißt: Ich darf Nordrhein-Westfalen nicht verlassen und ich muss seit siebzehn Jahren mit der Angst im Nacken leben, dass ich jederzeit abgeschoben werden kann.“
Da hört man schon einmal genauer hin. Next Generation, dieser zum Teil anrührende, aber meistens herrlich unterhaltsamer Einblick in das Leben der Generation 2010.
„Kaufe meiner Ma’ ein Haus und vieles Mehr,
Schicke sie in den Urlaub und das ans Meer,
Doch scheiß auf die Millionen, was ist das schon wert,
Mit den Liebsten im Herz bin ich Millionär!“
53 Städte bildeten 2010 die Gemeinschaft der Kulturhauptstadt. Eine Gemeinschaft mit viel Migrationshintergrund, so wie Kemnade International. Das hieß in diesem Jahr „3 Ufer - 1 Fest“ und war ebenso am Kemnader See zu finden wie das Zeltfestival Ruhr, was zu einer einmaligen musikalischen Vermischung führte.
Heri Reipöler, Zeltfestival Ruhr: „In diesem Jahr freuen wir uns ganz gewaltig, das wir Keyvan Saket mit den Bochumern Symphoniker zusammen gebracht haben. Das ist schon eine Veranstaltung, die es wahrscheinlich in dieser Form nur einmal geben wird. Ein iranischer Sitarspieler mit den Bochumer Symphonikern auf einer Bühne.“
Und da sind sie, der iranische Tarspieler und das Orchester, die Bochumer Symphoniker.
Für so etwas stehen jetzt diese weißen Spitzen unten im Ruhrtal, für Musik und eine ungewöhnliche Veranstaltung. In gut drei Wochen spielten hier viele bekannte, aber auch unbekannte Künstler, und das täglich in drei großen Zelten oder auf dem viel besuchten Boulevard des Zeltfestival Ruhr.
Das Zeltfestival Ruhr in diesem Jahr unter anderem mit Jan Delay, der wie so viele die Hallenwände von innen schwer befeuchtete. Denn ein Zeltfestival im Hochsommer lässt niemanden trocken.
Und dann kamen sie, die gelben Ballons, die Schachtzeichen, vielleicht das Symbol des Kulturhauptstadtjahres. An über 400 Punkten im gesamten Ruhrgebiet wurden sie hoch gelassen. Dort, wo die gelben Ballons schwebten, waren früher einmal die Standorte der Bergbauzechen des Ruhrgebietes.
Dietmar Bleideck, Schachtzeichen: „Ja die Idee kann man in 3 Faktoren aufteilen, Faktor 1, Strukturwandel, darstellen wie es mal früher aussah. Wo früher überall mal Zechen waren, und was da heute ist. Faktor 2, eine Kunstinstallation, die größte die weltweit jemals gemacht wurde. 3. Und es ist ein Projekt hier, von den Menschen, für die Menschen mit den Menschen, um möglichst viele Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Interessen zusammen zu bringen, und die Zeche mal wieder zu dem zu machen was sie mal war, Zentrum eines Stadtteils.
Und so war man dann für einen Tag noch einmal auf Lothringen, Frederika, Konstantin, Robert Müser oder auch auf Zeche Nachtigall. Und überall waren die Ballons Teil eines kleinen Volksfestes, jeder Ballon – ein Schacht, jeder Schacht – eine Geschichte. Und dazu gehören viele Menschen, ehemalige Bergleute, die noch einmal alte Traditionen wieder aufleben ließen, auch die Flüssigen.
„Es ist nur für das Bergmannslied! Bitte, nimms inne hand, nich son Terror hier ne, nein, ja!“
„Glück auf, Glück auf ! Der Steiger kommt,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht
schon angezündt, schon angezündt.Hat’s angezündt, ´s wirft seinen Schein,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
und damit so fahren wir bei der Nacht
ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein.“
Hans-Georg Kerch: „Weil ich ganz genau weiß, dass in den nächsten Jahren, vielleicht 10-20 Jahren nie wieder passiert, und da haben wir gesagt, da müssen wir bei sein, deswegen hängt da unser Herzblut dran.“
Und zur Abendstunde wurden aus den Schachtzeichen dann die Nachtzeichen. Waren die Schachtzeichen vielleicht das Symbol der Kulturhauptstadt, so war Still–Leben A-40 das Event des Jahres 2010.
Eine Autobahn ohne Autos, nur Fahrräder und natürlich Menschen. Das der alte Ruhrschleichweg mal so etwas wie Kulturcharakter bekommen würde, hätte man wohl auch nie für möglich gehalten. Es sollen ein paar Millionen Menschen gewesen sein, die zwischen Dortmund und Duisburg über den Asphalt geschlichen sind, im Schritttempo, wie immer auf der A40.
„Wenn man mal so hochguckt, die ganze B 1 sieht bis zum Horizont aus wie ein riesiger Rummelplatz.“
Rummelplatz, Karneval, Volksfest. In Bochum standen alleine 5000 Tische auf 15 Autobahn-Kilometern und überall wurde gefeiert und musiziert. Es war ein ganz Besonderes, ja etwas Einmaliges auf jeden Fall. Auch wenn die Spuren noch in der gleichen Nacht beseitigt wurden, das Still-Leben A40 wird in Erinnerung bleiben.
Es gab noch viele weitere Ereignisse, Feste und Besonderheiten, die das Jahr der Jahr der Kulturhauptstadt schmückten.
Starke Orte, eine Ausstellung Künstlerbundes in der alten Turbinenhalle, dem Nachbar der Jahrhunderthalle im Westpark. Kunst in alten Industriegemäuern zeigte auch die Zeche Hannover, „Fremde Impulse“ und außergewöhnliche Holzskulpturen, hier arbeitete der Künstler noch vor Ort und mit der Kettensäge.
Die Fidena, das internationale Festival des Puppen- und Figurentheaters, war in diesem Jahr nicht nur in den Hallen, sondern auch in der Innenstadt zu sehen und glänzte durch außergewöhnliche Theateraufführungen wie zum Beispiel King Kongo.
Und es wurde weltmeisterlich. Die U20 Weltmeisterschaft der Frauen war zu Gast im rewirpowerSTADION. Es war die Generalprobe für das große Turnier 2011, die Weltmeisterschaft der Frauen in Bochum.
Was bleibt nun von der Kulturhauptstadt?
Es bleiben die Bilder im Kopf, und die großen Ideen wie der Kubus in Haus Weitmar, oder die Akrobaten von Urbanatix, die auf eine Artistenschule in Bochum hoffen.
Was auch bleibt ist die Besinnung auf die Tradition. Das Ruhrgebiet ist eine moderne Metropole, die Metropole Ruhr. Aber die gut 10 Millionen Besucher von 2010 wollten auch die Wurzeln sehen, Kohle und Stahl. Das war der besondere Scharm, der Kulturhauptstadt in Bochum und im ganzen Ruhrgebiet.
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